Aus dem "Bericht über die Verwaltung und den Stand der Gemeindeangelegenheiten der Stadt Cleve" für die Zeit vom 01. April 1910 bis zum 31. März 1926 ergibt sich unter dem Titel "Neubau des Gefängnisses in Cleve" Folgendes:
"Das Gefängnis in Cleve hat sich weit über 100 Jahre in der ehrwürdigen Schwanenburg befunden. Bereits in den Zeiten der französischen Herrschaft wusste die Napoleonische Regierung mit großen Teilen der Burg nichts anderes zu beginnen, als einzelne Gebäude niederzulegen, andere notdürftig als Cantonnements-Gefängnis einzurichten.
Nach Rückkehr der Clever Lande unter ihre rechtmäßigen Herrscher und nach Einrichtung eines preußischen Friedensgerichtes bzw. eines Landgerichtes in der Schwanenburg verblieb das Gefängnis darin und wurde durch Umbauten und entstellende Neubauten vergrößert. Seit langer Zeit war man sich bewußt, dass das Gefängnis auf der Burg auf die Dauer nicht verbleiben konnte, weils es einerseits zeitweise überfüllt war und andererseits auf dem eng begrenzten Gelände eine Erweiterungsmöglichkeit ausgeschlossen erschien. Ein durchgreifender Wandel konnte nur durch einen Neubau an anderer Stelle erfolgen. Die Verlegungsverhandlungen gewannen im Anschluss an den Kaiserbesuch im Jahre 1909, wobei auch Fragen des Denkmalschutzes eine gewisse Rolle spielten, allmählich einen schnelleren Fortgang. Im Frühjahr 1910 wurden die ersten Verhandlungen zwischen der Stadt Cleve und der Staatsregierung über den Erwerb eines passenden Geländes für einen Neubau geführt. ... Schließlich wurde der von der Stadt Cleve angebotene Bauplatz, zwischen der Triftstraße und Nassauerallee gelegen, mit einer Größe von rund 2 Hektar als der geeignetste befunden. Das Gelände, in der Hauptsache den Erben Effertz, König und Maywald gehörend, wurde nach der Besichtigung einer Ministerialkommission am 27. September 1910 endgültig als annehmbar bezeichnet und der Ankauf durch den preußischen Finanzminister und den Minister des Innern genehmigt. Der Bauentwurf wurde am 27. April durch das Ministerium der öffentlichen Arbeiten genehmigt, mit den ersten Bauarbeiten wurde am 20. Mai 1913 begonnen. Da bei den Bauten eine größere Zahl von Gefangenen beschäftigt werden sollte, musste zunächst eine ausgedehnte Wohnbaracke errichtet werden.
In den Jahren 1913 bis 1915 wurden dann ausgeführt: Das Werkmeisterhaus, das Wirtschaftsgebäude, die Wohngebäude für den Vorsteher, den Inspektor und die Aufseher, und der Hauptbau, enthaltend das Männergefängnis, die Verwaltungsräume, das Lazarett, den Betsaal und das Weibergefängnis. Bei letzterem wurde den Wünschen der Stadt insofern entsprochen, als dieses unmittelbar auf der Grundstücksgrenze zur Nassauerallee vorgesehene Gebäude soweit zurückgesetzt wurde und ihm noch die Aufseherwohnungen vorgelagert wurden, dass es weniger auffallend in die Erscheinung trat. Ende September 1915 waren die Bauten so weit fertig gestellt, dass sie der Gefängnisverwaltung übergeben werden konnten. Das Gefängnis kann insgesamt 250 Personen aufnehmen, und zwar 210 männliche und 40 weibliche. Die Baukosten für die ganze Bauanlage haben einschließlich Grunderwerb und Straßenanliegerbeiträgen 700.000 Mark betragen.
Das in der damaligen Presse wegen seiner gut in das Landschaftsbild eingefügte Gebäudeensemble der Anstalt sollte in dieser ursprünglichen Form gerade einmal knapp 30 Jahre Bestand haben. Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Januar 1933 eröffnete sich für das Gefängnis in Kleve ein dunkles Kapitel, das mit dessen nahezu vollständiger Zerstörung durch einen Bombenangriff am 7. Februar 1945 endete. Dabei kamen wahrscheinlich über 100 Ostarbeiter, Wehrmachtsgefangene und zahlreiche Frauen ums Leben. Im Gefängnisgarten wurde später ein Massengrab für 84 Leichen ausgehoben; 1947 sind die Toten auf den Klever Friedhof überführt worden.
Der Wiederaufbau der Gebäude begann alsbald nach Kriegsende. Wegen der damals nur knapp vorhandenen Mittel verwendete man den alten Grundriss, um die Fundamente noch nutzen zu können. Auf den Wiederaufbau des Frauenhauses wurde verzichtet. Im Kernbereich stellt sich die bauliche Anlage der Anstalt heute noch so dar, wie sie einstmals gewesen ist. In den Jahren 1981 bis 1985 erhielt die Anstalt ein zweigeschossiges Pforten- und Verwaltungsgebäude mit angebautem Garagentrakt sowie eine neues Werkstattgebäude, dass Arbeitsplätze für Gefangenen bietet. Die Gebäude wurden als Stahlbetonkonstruktion errichtet und fügten sich harmonisch in den Gesamtkomplex der Anstalt ein. Als Abschluss der Erweiterungsmaßnahmen erhielt die Anstalt im Jahre 1986 noch einen Sportplatz. Die Gesamtkosten der Maßnahmen beliefen sich 9,9 Mio. DM.
Ein weiterer Anbau erfolgte im Jahr 1996. Im diesem Gebäude sind die Kammer, der Krankenpflegedienst sowie die Fachdienste untergebracht. In der obersten Etage befindet sich die Gefangenenbücherei, ein großzügig gestalteter Mehrzweckraum und mehrere Büroräume. 1998 erhielt die gesamte Anstalt ein modernes Glasfasernetz, in allen Diensträumen wurden Bildschirmarbeitsplätze eingerichtet.
Die letzte größere Baumaßnahme erfolgte im Jahr 2009. Im Rahmen der Brandschutzsanierung erhielt das Hafthaus eine neue Zellenkommunikationsanlage, für die Bediensteten im Hafthaus wurden neue Diensträume geschaffen, als zusätzlicher Fluchtweg musste ein neues Treppenhaus angebaut werden.
Die Anstalt verfügt aktuell über 234 Haftplätze, davon 162 Einzel- und 72 Gemeinschaftsplätze.